Demografische Entwicklung ist nie nur ‚Ursache’. Demografie ist eine Folge von… vielen ineinander wirkenden – sich wechselseitig dynamisch beeinflussenden – Strängen möglicher Entwicklung. Die Entwicklung kann durchaus auch anders verlaufen, wie es eben gerade auch KANN. Trotzdem bewirkt bzw beeinflusst die demografische Situation Entwicklungsprozesse. Doch der Fokus auf das Komplexe und ‚Problemgefüge’ lässt die handelnden Akteure rasch in eine Art Ohnmacht fallen oder auch in eine regionale oder schlechterdings sogar lokale Konkurrenz treten um den ja größten Anteil am ‚kleiner werdenen Kuchen’ rasch für sich noch zu erkämpfen.
An den Grundbedingungen dieser, auch hier dynamischen Entwicklungsprozesse, gilt es zu schrauben. Schrauben, drehen? Lässt sich das einfach so ‚drehen’? Nein. Diese hochkomplexe Situation ist ein dynamisches und interagierendes System, welches nicht ‚managementmäßig’ kontrolliert oder verändert werden kann. Doch, und das ist die gute Nachricht, das Wissen für eine Veränderung liegt IM System. DIESES WISSEN zu heben bzw besser: wirksam werden zu lassen, bietet die Möglichkeit den Fokus richtig zu legen. Dahin zu schauen, wo eine Veränderung – hin zu mehr Lebendigkeit – möglich ist.
Diese Prozesse beinhalten sehr sensible Phasen in egal welchem Kontext. Achtsam und mit Freude daran zu arbeiten ist schon mal eine erfolgskritische Grundbedingung für einen Prozess, der gelingen soll, in eine positive Richtung sich ent-wickeln soll. Es ist nicht explizit vorhersehbar wohin dieser Weg jeweils führen wird, man kann jedoch fest darauf vertrauen, dass der Weg ein guter sein wird! Es ist ein nicht-beliebiger Weg, dh, das was sich auftut, dockt an die vorliegenden Gegebenheiten, Praktiken und Abläufe an und führt das was ist weiter. Es ist, ein im Sinne des Wortes, stimmiger Prozess.
Entgegen der Intention, die Komplexität der Entwicklungsdynamik zu vereinfachen, braucht es den Mut und die Weitsicht, der Komplexität mit Komplexität zu begegnen. Was heißt das? Ein Beispiel: Eine konfliktäre Situation im öffentlichen Bereich:
• Übliche Vorgehensweise: Experten werden befragt, diese schlagen eine Lösung vor, diese wird teilweise oder ganz umgesetzt… Es gibt Bürgerinnen und Bürger denen andere Kontexte zusätzlich wichtig sind, die wollen diese einbringen, es werden Gründe angeführt und Gegengründe warum dieses oder jenes sein muss oder nicht geht…
• Komplexitätserhöhende Vorgehensweise: Die konfliktäre Situation wird in geeigneter Weise zum Thema gemacht, neben Experten können sich auch – über den rechtlich notwendigen Rahmen hinaus – andere Bürgerinnen und Bürger einbringen. Dadurch wird der Kontext der Situation erweitert, Prioritäten werden möglicherweise verschoben, man hört einander zu, man fühlt sich gehört… Eine andere, akzeptierte Lösung ent-steht.
• Fazit: Die vermeintlich höhere Komplexität zu Beginn führt letztlich zu einer dynamischeren, interessanteren und leichteren Lösung mit Vorteilen für alle Beteiligten, wie Ersparnis von Zeit und oftmals auch Geld, stimmiger Qualität und Ansehen, sowohl der verantwortlichen Führungskräfte aufgrund des weitsichtigen Vorgehens, wie auch der anderen Beteiligten – nicht zuletzt im Sinne von gesehen werden. Und so nebenbei entsteht auch mehr Vertrauen (vgl. Sozialkapital) und Verbundenheit mit zB einer Region (oder Sache, oder Projekt, oder Unternehmen, etc) …
An dieser Stelle sei die zweite gute Nachricht verkündet: Der Mensch ist sehr gut ausgestattet, um genau mit solchen komplexen Phänomenen – und Phänomene des Zusammenlebens von Menschen sind fast immer komplex, dynamisch und mehr oder weniger unabsehbar – umzugehen. Der Mensch ist nicht nur in der Lage diesen Komplexitäten angemessen zu begegnen sondern kann genau daraus Mehrwert lukrieren: Für sich und für das größere Ganze in dem er lebt, für seinen Verantwortungsbereich und darüber hinaus…
Darum soll an genau dieser Stelle deutlich gesagt werden: Man kann diese Praktiken und sogar die darunterliegenden Prozesse – das ist die dritte gute Nachricht – lernen und sogar kultivieren. Enjoy!